Generell kann Wasserstoff gasförmig oder verflüssigt transportiert werden, meist über Pipelines für große Mengen und lange Strecken oder per Lkw, Bahn und Schiff für kürzere oder mittlere Distanzen. Alternativ kann Wasserstoff in festen oder flüssigen Trägerstoffen wie LOHC oder Ammoniak gebunden und transportiert werden, um die Handhabung zu vereinfachen und die Sicherheit zu erhöhen. Wasserstoff ist hoch entzündlich.
Pipelines
Gasförmiger Wasserstoff wird hauptsächlich in Rohren aus rostfreiem Stahl transportiert, die zur besseren Dichtigkeit nahtlos miteinander verbunden bzw. verschweißt sind.
In Deutschland gibt es zwei große Wasserstoff-Pipelinesysteme; zwischen Köln, Leverkusen, Düsseldorf und dem Ruhrgebiet verläuft eine 240 Kilometer lange Pipeline des französischen Gasversorgers Air Liquide. Jährlich werden über diese Leitung rund 250 Millionen Kubikmeter Wasserstoff (bei 20 bis 100 bar) transportiert. Die zweite Leitung gehört dem Gasunternehmen Linde und verbindet die Städte Merseburg, Leuna, Bohlen, Bitterfeld und Rodleben bei Dessau; diese Leitung ist 100 Kilometer lang.
Elf große Gasunternehmen aus Europa haben 2020 ein gemeinsames Positionspapier veröffentlicht, das ein 23.000 Kilometer langes Pipelinesystem als "Wasserstoff-Rückgrat" für Europa vorsieht. Bis 2030 könnte dieses Pipelinesystem 6.800 Kilometer umfassen und Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, die Niederlande, Belgien, die Tschechische Republik, Dänemark und die Schweiz miteinander verbinden.
Ein Großteil der Pipelines könnte durch die Umrüstung von Erdgasleitungen realisiert werden, was die Kosten enorm senken würde. Für eine Übergangszeit bis zur Umstellung auf eine reine Wasserstoffversorgung bietet sich die Nutzung der bestehenden Infrastruktur zur Erdgasversorgung (Pipelines und Untergrundspeicher) und die Beimischung von Wasserstoff in das Erdgasnetz (direkt oder auch über Methanisierung) als Alternative an. Bereits heute könnte je nach Anwendung eine direkte Beimischung von bis zu 20 Prozent Wasserstoff in das Erdgasnetz realisiert werden, wobei keine größeren Änderungen an den Leitungen und an den mit dem entsprechenden Kraftstoffgemisch betriebenen Haushaltsgeräten erforderlich wären.
Da Wasserstoff alle bekannten Materialien durchdringen kann, insbesondere an den Stoßstellen der Rohre und bei eingefügten Bauteilen wie Schieber mit Dichtungen, ist die Klimaschädlichkeit durch Entweichen in die Atmosphäre mittlerweile bekannt: Wasserstoff an sich verursacht zwar keine Klimaerwärmung, aber er reagiert mit anderen Gasen in der Atmosphäre und verstärkt deren Erwärmungseffekt zusätzlich. „Wasserstoff ist ein starkes indirektes Treibhausgas“, erklärt Steven Hamburg, leitender Wissenschaftler beim Environmental Defend Fund (EDF), einer globalen Non-Profit-Organisation, die sich der Bekämpfung des Klimawandels widmet. Nach den aktuellen Schätzungen des EDF ist die Klimawirkung von Wasserstoff über einen Zeitraum von 20 Jahren etwa 34-mal höher als die von CO2. Betrachtet man die Auswirkungen über einen Zeitraum von 100 Jahren, so verringert sich das Erderwärmungspotenzial auf das Acht- bis 13-fache. Mit zunehmender Produktion steigt auch das Risiko von Wasserstofflecks. Nach Angaben des Center on Global Energy Policy an der Columbia University könnte die Leckrate in der gesamten Wirtschaft 5,6 Prozent erreichen, verglichen mit geschätzten 2,7 Prozent im Jahr 2020 (Quelle: euractiv.com).
In den Pipelines des Erdgasnetzes herrschen in den Hochdruckleitungen Drucke bis zu 100 bar. Diese werden in den Mitteldruck- und Niederdruckleitungen deutlich reduziert. Für die notwendigen Anpassungen an den Wasserstofftransport sind hauptsächlich die geringere Energiedichte pro Volumen, der negative Joule-Thomson-Effekt an den Übergabestationen und die Eignung der Dichtungen zu beachten.
Transport von Wasserstoff als LH₂
LH2 ist die Abkürzung für flüssigen Wasserstoff (englisch: liquid hydrogen), eine Form von Wasserstoff, die unter -252,9 Grad Celsius flüssig ist.
Mit Tanklastern ist es möglich, bis zu 50.000 Liter flüssigen Wasserstoff zu transportieren. Bei einem LH₂-Anhänger mit einem Gesamtgewicht von 40 Tonnen können 3.370 Kilogramm, mehr als das Sechsfache der Gasvariante, transportiert werden. Der sichere Transport ist problemlos möglich, da es sich um eine ausgereifte Speichervariante handelt. Flüssigwasserstoff kann am wirtschaftlichsten über Entfernungen von 300 bis 400 km transportiert werden. Insbesondere Wasserstofftankstellen werden auf diese Weise versorgt.
Ein Transport mit der Bahn ist möglich, aber es gibt noch keine genehmigten Transportbehälter für flüssigen Wasserstoff im Bahnverkehr.
Eine Option für den weltweiten Transport von Wasserstoff ist der Schiffstransport, wobei der Wasserstoff in seiner reinen flüssigen Form (LH₂), als Ammoniak oder als LOHC transportiert (für Ammoniak und LOHC siehe unten) werden kann.
Die Verschiffung von Flüssigwasserstoff ist derzeit noch kostspielig (Strecke Saudi-Arabien-Japan: 15 $ pro Kilogramm Wasserstoff), doch könnten künftige Investitionen in die Infrastruktur für die Wasserstoffproduktion und -übertragung die Kosten von 15 $ auf 1,7 $ im Jahr 2030 senken. Darüber hinaus könnte die Schiffskapazität von 160 Tonnen auf 10.000 Tonnen und die Verflüssigungskapazität von 10 bis 50 Tonnen auf 500 Tonnen pro Tag erhöht werden. Ein weiterer Vorteil von Flüssigwasserstoff ergibt sich, wenn LH₂ nicht weiter umgewandelt werden muss und direkt gespeichert und verwendet werden kann.
Transport von Wasserstoff als Ammoniak
Der Transport von Ammoniak (NH₃) per Schiff erfordert aufgrund der Toxizität eine sorgfältige Handhabung. Bei dieser Form des Transports können bereits bestehende weltweite Transport- und Vertriebsinfrastrukturen genutzt werden. Außerdem könnten die Kosten weiter reduziert werden, falls es möglich ist den Ammoniak direkt zu nutzen. Wenn die direkte Nutzung von Ammoniak nicht möglich ist, muss er erst in reinen Wasserstoff umgewandelt werden und es würden höhere Kosten entstehen.
Transport von Wasserstoff als LOHC
LOHC (Liquid Organic Hydrogen Carrier) ist eine Technologie zur Speicherung und zum Transport von Wasserstoff, bei der Wasserstoff chemisch an eine flüssige, organische Trägersubstanz gebunden wird.
Der Transport von Wasserstoff als LOHC hat den entscheidenden Vorteil, dass die vorhandenen Infrastrukturen für den Transport von Erdöl und petrochemischen Produkten genutzt werden können. Dies ist möglich, weil LOHC ein ungesättigter, meist aromatischer Träger ist, der mit Wasserstoff gebunden unter Umgebungsbedingungen zu jedem Verbraucher transportiert und der Wasserstoff aus dem Träger freigesetzt werden kann. Der Schritt der Dehydrierung ist mit Herausforderungen verbunden, z. B. der Entwicklung von Anlagen und der zugehörigen Verfahren sowie einem erheblichen Energieaufwand im Einfuhrhafen oder am Verbrauchsort. Zudem muss das dehydrierte Trägermaterial zum Ursprungshafen oder zum Wasserstoff-Erzeugungsort zurücktransportiert werden.
(Quelle im Wesentlichen: Universität Augsburg)